Mit der Einführung der MacBook Pro’s im Oktober stellt Apple nun konsequent seine Monitore auf sog. Glare-Type Displays mit Glasabdeckung um. Erschreckend neu ist zudem die Tatsache, dass man als Kunde keine Wahlmöglichkeit mehr zwischen den neuen Glare und den bisherigen matten Displays hat.
Der Vorteil des Glare Diplays liegt in der brilianteren Darstellung von Schwarz verbunden mit der Erhöhung des Kontrastes. Allerdings kommen öfters – und wahrscheinlich auch bei Apple – sog. TN Displays zum Einsatz, die selbst mit dem erhöhtem Kontrastumfang den besseren IPS– und VA-Panels in diesem Punkt unterlegen sind.
Der entscheidende Nachteil sind aber die Reflektionen die bei den Glare-Type Displays – oder Glossy wie Apple es nennt – besonders stark bei Lichteinfall von hinten oder Punktlichtquellen zutage treten. Dabei ist der Hinweis, dass man den Arbeitsplatz nach Möglichkeit anpassen sollte ein schlechter Witz. Blanker Hohn ist der oft zitierte Satz, dass Gamer wohl keine Probleme mit dem Gerät haben, da diese in abgedunkelten Räumen ihre Augen sowieso zugrunderichten. Dass die Reflektionsproblematik keine Geschmackssache ist, zeigt die Norm ISO 9241-7 (Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeiten mit Bildschirmgeräten), die Glare-Type-Displays als ungeeignet für Büroarbeiten klassifiziert.
Da allerdings privates Arbeiten zuhause nicht schlechter gestellt werden sollte und Lichteinfälle ausser Haus bei Laptoparbeiten noch schlechter zu kontrollieren sind bleibt als einzigste Erkenntnis diejeniege, dass die von Apple propagierten Displays nicht alltagstauglich sind. Die Probleme welche Profis mit diesem Typ von Monitor haben (Farbkalibrierung) kamen dabei noch gar nicht zur Sprache.
Die Entscheidung nur noch Glare-Type (Glossy) Displays einzusetzen stellt nach meiner Überzeugung nicht nur einen Rückschritt in der Technologie dar – es manifestiert eher eine gewaltige Fehlentscheidung kombiniert mit wiederkehrendem Größenwahn von Apple.
Zwar stellt Apple immer noch herrausragende Hardware her, als Kunde gibt es dennoch Alternativen. Zudem gibt es glücklicherweise noch Apple Hardware ohne Monitore und nicht zuletzt stirbt die Hoffnung, dass in dieser Sache das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
Noch ein Nachtrag. Die „Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit an Bildschirmgeräten“ – oder kurz „Bildschirmarbeitsverordnung“ hat im Anhang, welcher die Anforderungen verdeutlicht, folgende Passage (Punkt 4):
Der Bildschirm muß frei von störenden Reflexionen und Blendungen sein.
Die Norm ISO 9241-7 wird durch die neue ISO Normenreihe 9241 abgelöst. Der Teil mit den Reflexionsklassen befindet sich nun unter 9241-307. Einen Überblick über diese Klassifizierung habe ich leider nicht.
Und es gibt zumindest bessere Nachrichten von Apple – der 17“ und 15“ MacBook Pro gibt es nun optional mit einer „Antiglare“ Option. Hoffentlich folgen alle anderen Bildschirme.