CardDAV – 6 Jahre später

Auch am Beispiel CardDAV sieht man, dass der Lifecycle von vielen Produkten – auch Software – eher zu- als abnimmt. Die mittlerweile erreichte Komplexität lässt schnelle Lebenszyklen eher nicht mehr zu, schon gar nicht, wenn es sich um kollaborative Werkzeuge handelt die nur auf einem Standard basieren und dementsprechend mannigfaltig implementiert werden.

Heute wird der aktuelle CardDAV Stand anhand von 3 Tools beleuchtet, die einige Überraschungen bieten.

Seit meinem Umstieg von iOS auf Android bei den mobilen Plattformen suchte ich dort nach einer guten CalDAV/CardDAV Implementation, da es auf Android (und übrigens auch nicht auf Samsung Adaptionen) keine Referenzimplementation gibt.

Fündig – und mittlerweile auch glücklich – wurde ich mit DavDroid von Bitfire , das nur eine DAV Datenschnittstelle bereitstellt, die beliebige Kalender oder Kontakttools bedient.

Mittlerweile glücklich, da das Tool anfänglich bei mir auch nicht fehlerfrei arbeitete. Die Synchronisierung hing sich teilweise auf, was aber schon lange her ist. Zudem wurde ein Feature eingebaut, welches die Synchronisation auf ein bestimmtes Netzwerk (WLAN SSID) beschränkt. Dann gab es lange einen Fehler mit doppelten Einträgen, was allerdings spätestens mit Version 1.9.1 gelöst wurde. Der derzeitige Stand ist 1.10 und in all den Versionen seit 1.0 floßen eine Menge Bugfixes und Verbesserungen in akzeptabler Zeit ein.

Auf den Linux Plattformen kommt benötigt Thunderbird ein Plugin für CardDAV – was bisher der sog. SOGO-Connector darstellte.  Prinzipiell funktionierte er ordentlich, konnte aber während einer laufenden Thunderbird Instanz nicht resynchronisieren. Außerdem ist in dieser Konstellation auch das native Thunderbird Adressbuch, welches durch den Connector beliefert wird nicht ideal, da es mit dem CardDAV Standard RFC6352 nicht unbedingt harmoniert.

Glücklicherweise kommt mit dem CardBook Plugin für Thunderbird eine tolle neue Alternative ins Spiel, die parallel zum nativen Adressbuch ein zweites Adressbuch – voll auf CardDAV Basis – anbietet. Dieses Plugin lässt kaum Wünsche offen und läuft sehr stabil…

..so stabil, dass nun Thunderbird mit dem CardBook Plugin auch auf macOS zum bevorzugten Setup wird, denn das Apple-eigene Adressbuch (Contacts) ist schlechter als je zuvor.

Apple hat es tatsächlich geschafft die CardDAV Funktionalität seines Adressbuchs völlig zu ruinieren. Es ist seit Version 10.10 nicht mehr möglich mehr als ein Adressbuch von einem Server abzurufen. Desweiteren ist die eigenen Benennung fehlerhaft implementiert und die Synchronisation bricht immer wieder ab ohne einen konkreten Fehler zu bennenen. Das hinterlässt ein unvollständiges Adressbuch mit fehlenden Einträgen – an eine Synchronisation in Serverrichtung ist daher gar nicht mehr zu denken, zumal obendrein das Programm seit 10.12 auch gerne mal abstürzt.

Wer dennoch einen Blick in das schwarze Loch werfen will, dem sei folgende Links als Einstieg angeraten (es gibt viel viel mehr davon):

  • https://discussions.apple.com/thread/6815546
  • https://userforum.mailbox.org/topic/kontakte-sync-mit-carddav-und-el-capitan-macos
  • https://www.mactechnews.de/forum/discussion/carddav-sync-voellig-kaputt-nach-macOS-upgrade-330937.html

Fazit: Es geht – wenn auch langsam – voran. CardDAV hat sich zu einer festen Größe entwickelt, die man auch abseits von Google oder anderen Cloud-Anbietern benutzen kann.

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